Lake Louise ist der perfekte Ausgangspunkt für Wanderungen aller Schwierigkeitsstufen – und eine ist schöner als die andere! Gut, viel mehr als Wandern kann man in Lake Louise auch nicht machen. Wir waren doch erstaunt, als wir feststellten, dass es sich keineswegs um einen mondänen Skiort handelt, in dem allwinterlich der Skiweltcup zu Gast ist. Vielmehr besteht Lake Louise aus einem informativen Visitor Center mit kleinem Gletschermuseum, einer Mall mit Supermarkt und Bäcker sowie einem großen Campingplatz. Das war’s auch schon… Also nichts wie ab in die Natur! 😊
Gondel, Wandern, Grizzlies
Es ist schon verwunderlich, eine Szenerie, die man als verschneites Winterpanorama kennt, im Sommer live zu erleben. Wo im Winter die Skifahrer ins Tal schießen, gehen wir heute wandern. Dazu fahren wir mit der Lake Louise Gondola (offener Sessellift) nach oben. Von hier aus starten verschiedene Trails. Wie lange die Routen sind, sagt euch die Beschilderung. Alle Routen verlaufen dabei oberhalb der Gondel. Unterhalb der Gondel ist das Wandern verboten – die Grizzlies sind los und derzeit sehr aktiv. Deshalb ist das Gebiet um die Gondel auch mit einem Elektrozaun gesichert. Mit Kribbeln im Bauch verlassen wir das umzäunte Gebiet durch eine Schleuse und wandern zu weit los – obwohl empfohlen wird, in Gruppen ab vier Personen zu laufen. Zwei Wanderkumpanen haben wir hier früh morgens aber nun einmal nicht zur Hand.
Dennoch: Wir sind hier mitten im Bearcountry und deshalb haben wir natürlich unser Bearspray dabei und machen ordentlich Lärm beim Wandern (so viel die Atemlosigkeit zulässt). Alternativ könnt ihr auch eine geführte Tour buchen, das geht problemlos und für wenig Geld direkt vor Ort. Wer es nicht so mit dem Wandern hat, kann auch einfach den Wildlifepfad bis zum Wildlife Center entlang schlendern. Dort gibt es viel zu Lernen über Bären, Cougars (Puma) & Co und nach getaner Arbeit bietet es sich an, draußen auf Liegestühlen in der Sonne zu faulenzen, das Panorama zu genießen und dem Pfeifen der diversen Bergnager zu lauschen. Einfach herrlich!
Übrigens: Wir konnten auf den Skipisten tatsächlich eine Grizzlymama mit ihren beiden Jungen entdecken – weit weg zwar, aber immerhin: unser erstes Bearsighting!!! 😊
Wandertraum am Lake Louise
Wanderfreunde aufgepasst: Die Trails um den Lake Louis sind ein Wandertraum! Es gibt jedoch einen Haken. Hier wandert ihr definitiv nicht alleine. Also am besten früh raus aus den Federn, einen Parkplatz ergattern und dann ab ins Wanderparadies. Das Wegenetz ist vielfältig und sehr gut ausgeschildert. Wir haben uns vorher nicht wirklich eine Route überlegt, sondern sind einfach drauf los gewandert. Unser erstes Ziel war dann die Plain of the Six Glaciers mit herrlichem Blick auf die Gletscherzunge und den Gletscher. Im Geröll sitzend genießen wir in der warmen Sonne das eisige Panorama, hören dem Gletscher beim Knacken zu und sehen sogar eine Lawine abgehen. Das ganze natürlich aus sicherer Entfernung.
Weiter geht es in Richtung Teahouse und dann wird es richtig steil – es geht auf den Big Beehive. Rund drei Kilometer wandern wir in schönstem Bergpanorama permanent steil bergauf. Mal mitten im Wald, mal auf einem Steig entlang und mal durch Bergblumen. Oben angekommen, bietet sich uns ein wahnsinniger Blick auf den Lake Louise. Der See sieht von unten schon toll aus, aber von oben wirkt das türkis noch intensiver (fast schon künstlich 😊). Berauscht von diesem Panorama gibt es für uns kein Halten mehr und wir wandern weiter Richtung Lake Agnes. Ein steiler Abstieg führt zu diesem idyllischen Bergsee, der in der Sonne in allem Blautönen funkelt. Hier klettern wir auf großen Steinplatten direkt bis zum Wasser, baden unsere aufgeheizten Wanderfüße und Simon stürzt sich sogar komplett ins kalte Nass (verrückt, denn das Wort „eiskalt“ wird der Wassertemperatur nur annähernd gerecht…). Erfrischt wandern wir vorbei an einem weiteren Teehäuschen zurück zum Lake Louise. Insgesamt sind wir gute 17 Kilometer unterwegs gewesen und wir würden die Wanderung sofort wieder machen!
Verwunschener Moraine Lake
Im Dämmerlicht erstrahlt das Türkis des Moraine Lake noch mehr. Wir sind beeindruckt und glauben einfach nicht, wie Wasser eine solche Farbe haben kann. Wir schlendern am See entlang über eine Art Trampelpfad, links der See und rechts dichter, kanadischer Wald. Wir sind froh, dass wir so spät hier sind, denn es sind kaum noch Touristen da und wir haben den Weg fast für uns.
Am Ende des Weges stößt man auf einen Wasserzulauf. Hopst man hier von Stein zu Stein, kann man sich weiter in den verwunschenen Wald vorschlagen. Das ist schon eine ganz besondere Stimmung hier und wir genießen die Ruhe.
Der See hat übrigens auch einen schönen Viewpoint, den man über eine kurze, steinige Wanderung erreicht. Alternativ kann man auch zunächst über Baumstämme im seichten Wasser und dann die Felsen hinauf zum Viewpoint klettern. Ein riesen Spaß! Aber bitte nur mit festem Schuhwerk! 😉