Roadtrip in den hohen Norden – auf den Spuren von Bisons und Bären (Teil 1)

In Jasper decken wir uns im Visitor Center mit den ersten grundlegenden Infos zum einsamen Norden Kanadas ein. Die Northwest Territories wollen von uns entdeckt werden. Dieser Abstecher entspricht zwar nicht unserer geplanten Reiseroute, aber wir wollen unbedingt mehr kanadische Weite und Wildnis spüren und vor allem raus aus dem zwar sehr schönen aber eben überfüllten Jasper NP. Als wir die Stadt Jasper verlassen, ist es bereits 20.30 Uhr. Wir genießen eine wunderschöne Fahrt durch ein atemberaubendes Bergpanorama – inklusive Safari: Wir sehen Ziegen, Rehe und einen riesengroßen Hirsch. Die Abendsonne taucht die Szenerie in ein golden schimmerndes Licht. Atemberaubend!
Als wir den Park nach Osten in Richtung Hinton verlassen, dämmert es bereits. Wir versuchen unser Glück auf dem hiesigen Campingplatz – erfolglos. Und auch bei sämtlichen Hotels und Motels entlang des Highways und in der Innenstadt haben wir kein Glück. Es ist in der ganzen Stadt nicht ein Zimmer mehr frei. Trotz Müdigkeit bleibt uns also nichts anderes übrig, als unseren Roadtrip genau jetzt zu beginnen und auf dem Weg gen Norden ein Bett zum Schlafen aufzuspüren.

Drei Stunden, 200 Kilometer und etliches undefinierbares Getier am dunklen Straßenrand später finden wir in Grande Cache endlich ein Hotel, in dem wir das letzte (!) Zimmer bekommen.

#1: Rund um die Nationalparks ist es im Sommer (insbesondere am Wochenende) sehr schwer spontan einen freien Campingplatz oder ein freies Hotelzimmer zu finden wie im Nationalpark selbst. Da darf man sich nicht zu schade dafür sein, bei jeder Schlafgelegenheit anzuhalten und das Mantra „Got a vacant room?“ zu beten. 😊 Am besten ist natürlich, ihr geht bereits vor Sonnenuntergang auf Zimmersuche oder reserviert euch am frühen Nachmittag ein Zimmer über einen Online-Buchungsdienst.

Den nächsten Tag verbringen wir ausgeschlafen auf dem Autositz und lieben es! Wir fahren zunächst noch durch bewaldete Regionen, die aber sehr bald weiten Feldern weichen. Den ersten größeren Stopp legen wir im ca. 500 Kilometer entfernten Manning ein. Ein eher verschlafendes Städtchen, doch Tanke und China-Diner sind vorhanden uns so können wir gut gestärkt zurück auf den breiten Highway 35 und fahren Kilometer für Kilometer geradeaus – gefühlt ohne auch nur eine Kurve und zu großen Teilen der Strecke ohne ein anderes Auto zu sehen.
Irgendwann ist die Landschaft dann wirklich ganz anders als das, was wir bisher gesehen haben: Wir haben einen breiten, geraden Highway und rechts und links davon ein Streifen mit Gras und Büschen und dann Bäume. Bäume, Bäume, Bäume. Nicht so hoch wie in den Rockies, aber dennoch eindrucksvoll. Wir passieren den 60. Breitengrad und entern endlich die Northwest Territories – und es fühlt sich toll an nach 900 Kilometern.

#2: Legt auf jeden Fall einen Stopp am Visitor Center ein, das sich direkt an der Grenze von Alberta zu den Northwest Territories befindet. Eine ältere Lady hat uns so viele tolle Tipps rund um unseren Roadtrip und die Campingplätze gegeben – es war einfach nur spitze. Das Visitor Center hat außerdem noch ein kleines Museum angeschlossen, verfügt über W-Lan und man bekommt eine Urkunde ausgestellt, den 60. Breitengrad überquert zu haben. Das kann ja auch nicht jeder von sich behaupten. 😊

Auf dem Louise Falls Campground schlagen wir unser Zelt auf und genießen eine Nacht ohne jede Geräusche.
Am nächsten morgen vertreten wir uns nach all der Fahrerei ein bisschen die Beine und starten mit einer kleinen Wanderung zu den Louise Falls und den Alexander Falls. Der Trail beginnt direkt am Campingplatz und am frühen Morgen haben wir den Trail wie auch die Falls ganz für uns alleine.
Danach geht’s wieder auf die Straße. Heute wollen wir Buffalos aufspüren. Auf dem Highway 2 fahren wir in unberührter Einsamkeit noch weiter Richtung Norden und nehmen dann die Abzweigung auf den Highway 3 durch das Bison Sanctuary. Das ist ein Schutzgebiet für reinrassige Waldbisons und wir hoffen dort auf unser Bison-Glück. Wir fahren circa eine Stunde durch das Sanctuary und dann endlich sehen wir eine Herde. Sie grast gelassen an dem Spot, an dem wir eine halbe Stunde vorher noch unseren Picknicklunch hatten! Die Herde besteht aus gut 20 Bisons von jung bis alt. Das sind so eindrucksvolle Tiere! Bestimmt eine halbe Stunde stehen wir auf unseren Sitzen und strecken den Kopf oben aus dem Panoramadach unseres SUVs – ganz Safaristyle. Es ist toll, die schnaubenden Großkühe zu beobachten und in diesem Moment haben sich die hunderten Fahrtkilometer mehr als gelohnt. Es ist fantastisch! Zur Feier des Tages wollen wir heute Grillen (denn in den Northwest Territories gibt es kein Feuerverbot) und machen uns auf den Weg nach Fort Providence, der nächsten „größeren Stadt“, um dort einzukaufen. Leider haben wir kein Shoppingglück: Alles ist geschlossen, wir sind hier tatsächlich spürbar off the beaten track 😊. Damit wir zumindest einmal was gegrillt haben, besorgen wir uns fragwürdige Würstchen und eine Dose Chili an der Tanke. Kanadisches BBQ und wir – das soll wohl einfach nicht sein.

#3: Die Gelegenheit in Fort Providence zu tanken, solltet ihr nicht auslassen! Wir haben die nächste Tankstelle erst in Fort Simpson gesehen – das ist mal gute 300 Kilometer und eine Fährüberfahrt entfernt. Auch der angeblich vorhandene Supermarkt in Fort Providence war für uns ein Reinfall – angeblich bis 18 Uhr geöffnet, dann aber halt doch schon am frühen Nachmittag zu. Im Norden ist halt alles anders. 😊

Unser Campground in Fort Providence für diese Nacht liegt direkt am ausladenden Mackenzie River. Wir haben einen riesigen Campsite direkt am Fluss und genießen einen lauen Sommerabend ganz ohne Moskitos. Die Sonne geht erst kurz vor Mitternacht unter – wir sind also wirklich weit im Norden. Der Sonnenuntergang direkt über dem Fluss ist spektakulär und wir genießen ihn ganz gemütlich aus dem Zelt. Mal sehen, was die Northwest Territories morgen mit uns vorhaben.

Ein traumhafter Tag im Yoho Nationalpark

Dieser kleine Nationalpark ist ein absolutes Muss und viel zu schade, ihn auf dem Weg nach Banff, Jasper oder Golden einfach links liegen zu lassen. Wir zeigen euch drei Aktivitäten, die ihr entweder jede für sich oder alle an einem Tag erleben könnt: Wandern rund um den Emerald Lake, Wölfe im Wildlifecenter beobachten und über Bisons auf der Buffalo Ranch staunen.

Emerald Lake

Westkanada hat viele wunderschöne Seen zu bieten. Dieser hier ist aber unser persönliches Highlight. Das Wasser ist unfassbar klar und schimmert in den unterschiedlichsten Türkistönen – ein wunderbares Rocky Mountain Bergpanorama im Hintergrund ist selbstverständlich inklusive. Wer früh am Morgen oder später am Nachmittag da ist, kann den See auf einem ca. 5 Kilometer langen Loop ungestört umrunden. Besonders schön ist dabei die zweite Hälfte der Runde, denn hier geht der Weg auf einen Trampelpfad und gelegentlich sogar auf Stege über. Auch der Wald verändert sich hier und präsentiert sich regenwaldartig – eine schöne Abwechslung. Wer noch etwas ins Schwitzen kommen will, macht auf dem Weg den Abstecher zum Emerald Basin Viewpoint. Der ca. 4,5 Kilometer lange Weg (hin und zurück) führt stetig bergauf durch schönen kanadischen Nadelwald und schließlich weiter durch mannshohe Beerenfelder. Beerenfelder – hier steigt unser Adrenalinspiegel. Das wäre hier durchaus ein guter Spot für beerenhungrige Bären und wir sind mitten im Bärengebiet unterwegs. Da wir keinen Bären überraschen wollen, schlagen wir uns singend und klatschend voran. Irgendwann lichtet sich dann das Gestrüpp und es wird felsig. Wir sind am Ende des Trails angekommen und stehen inmitten einer Art Steinwüste an einer Gletscherzunge nebst kleinem Gletscherflüsschen. Und hier haben wir dann auch noch unser tägliches Wildlifesighting: Jede Menge Murmeltiere! Sie klettern munter zwischen den Felsen herum oder räkeln sich in der Sonne. Zurück zum Emerald Lake Loop geht’s dann auf dem gleichen Weg.

 

Wolf Wildlife Center

In der Nähe von Golden befindet sich das Northern Lights Wolf Wildlife Center. Hier kann man nicht nur Wölfe beobachten, man kann auch richtig viel über ihr Verhalten, ihren Lebensraum und den Kampf gegen das Trophy Hunting lernen. Die ca. 20-minütige Führung ist sehr interessant und kurzweilig. Wer den großen Geldbeutel dabei hat, kann mit den Wölfen sogar „Gassi gehen“! Kein Scherz: Abends werden die Wölfe in Vans gepackt und es geht ab in die Wildnis. Dort dürfen die Wölfe sich dann als Rudel austoben (natürlich ohne Leine). Der Hunger treibt die Wölfe übrigens immer zurück zum Van. 😊

Rocky Mountain Buffalo Ranch

Die Ranch befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Wolfcenter und wir haben sie ganz zufällig entdeckt! Für uns ist die Ranch ein absolutes Muss! Das liegt vor allem an ihrem Besitzer Leo Downey, ein ehemaliger Rockmusiker aus den USA, der sich in den Rockies seinen Lebenstraum erfüllt. Er hat diese Ranch mit so viel Liebe aufgebaut und vermittelt Einblicke in das Leben der First Nations, ihre Werkzeuge und Jagdmethoden. Das Highlight sind aber seine Bisons. Derzeit hat er auf seiner Ranch rund 20 Tiere, die wir von einer Beobachtungsplattform aus bestaunen. Den Bullen, Chester Jr., erkennen wir sofort: Er ist unfassbar groß, wiegt eine Tonne und als Leo uns erklärt, dass er noch nicht ausgewachsen sei, machen wir große Augen. Diese Tiere sind absolut faszinierend und lösen etwas in uns aus… Wir wollen sie „richtig sehen“, nicht auf einer Ranch sondern in freier Wildbahn – das muss ein tolles Tiererlebnis sein!

Übrigens: Bei Leo könnt ihr in selbstgebauten Cabins, die auf dem gesamten Farmgelände verstreut sind, übernachten. Ein wildromantisches, kanadisches Ranchabenteuer!
Mehr dazu findet ihr hier.