Icefield Parkway mal anders

Mutter Natur hat in Westkanada alles gegeben. Besonderes Augenmerk hat sie dabei wohl auf ein Teilstück des Highway 93 zwischen Banff und Jasper gelegt. Der 230 Kilometer lange Abschnitt des Icefield Parkway gilt als einer der schönsten Drives der Welt und hält entlang des Wegs viele Eindrücke der kanadischen Rocky Mountainszenerie bereit. Wer in kurzer Zeit und ohne viele Kilometer zu machen quasi direkt von der Straße aus viel sehen will, ist hier goldrichtig. Die Kehrseite der Medaille: Es wimmelt vor Touristen – per pedes, per Auto, per Motorrad, per Wohnmobil, per Reisebus…

Wir hatten für den Icefield Parkway insgesamt drei Tage eingeplant. Versprechen Reiseführer und Internet doch, dass entlang des Weges ein Naturhighlight das nächste jagt. Und ja: Entlang der Route liegen spektakuläre Wasserfälle, das riesige Columbia Icefield und beeindruckende Gletscher, insbesondere der berühmte Athabasca Glacier mit einem modernen Dokumentationszentrum.

Wir werden aber wohl nie erzählen können, diese Highlights Kanadas wirklich erlebt zu haben. In einer Blechlawine von Autos, Motorrädern und Wohnmobilen rollen wir durch ein zweifelsohne herrliches Bergpanorama. An den berühmten Viewpoints und Sehenswürdigkeiten herrscht Verkehrs- und Menschenchaos. Das entspricht nicht unserer Vorstellung von kanadischem Naturabenteuer und so flüchten wir uns bereits am Vormittag auf den Glacier Lake Trail (18 Kilometer hin und zurück). Ein wunderschöner Trail durch kanadischen Misch- und Nadelwald. Um uns herum knacken die hohen Bäume, die ganze Szenerie wirkt mit moosbewachsenen Zedern und Tannen mystisch. Bereits nach einer halben Stunde öffnet sich der Wald und wir genießen ein beeindruckendes Panorama auf eine Art Fluss- oder eher Sumpfsystem. Es geht auf den gesamten 9 Kilometern zum Glacier Lake abwechselnd bergauf und bergab, auch mit steileren Passagen. Der Gletschersee am Ende des Trails ist die Plackerei wert. Auf den letzten Metern bergab sieht man bereits das Wasser des Glacier Lake zwischen den Bäumen funkeln. Bei Sonnenschein ein wunderschönes Spektakel. Am Seeufer angekommen führt uns ein kleiner Spaziergang linkerhand zum dort befindlichen Backcountry-Zeltplatz. Wir suchen uns am Kieselstrand einen schönen Baumstamm, vespern, kühlen unsere Füße im Seewasser und gönnen uns ein Mittagsschläfchen in der Sonne. Irgendwann reißen wir uns dann doch los vom Glacier Lake und wandern die 9 Kilometer zurück zum Parkplatz. Wir sind auf der gesamten Wanderung übrigens nur vier weiteren Wandergruppen begegnet und einem Solowanderer. Zu den überlaufenen Sehenswürdigkeiten entlang des Icefield Parkway haben wir hier also eine idyllische Alternative gefunden. Den Rest des Tages verbringen wir im Auto, verzichten auf die laut Reiseführer „Must-Do-Stopps“ und saugen das Rocky Mountain Panorama ganz in Ruhe durch die Frontscheibe ein. Für einen Abendsnack stoppen wir in Jasper, ein wirklich nettes Touristenörtchen mit vielen Restaurants und einem informativen Visitor Center. Noch beim Abendessen beschließen wir, einfach weiterzufahren. Der Jasper Nationalpark hat viele schöne Ecken. Und wir haben uns sehr auf eine Kanutour auf dem Lake Maligne gefreut. Nun erkennen wir aber, dass ein Wochenende im August dafür für uns nicht geeignet ist. Der Nationalpark und Jasper platzen aus allen Nähten. Wir dagegen wollen mehr von der kanadischen Weite sehen und ihre Freiheit spüren. Uns zieht es gen Norden. Uns zieht es in die Einsamkeit. Northwest Territories – wir kommen!   

 

An alle, die den Glacier Lake Trail laufen wollen: Den Glacier Lake Trail findet ihr etwa eine Autostunde nördlich von Lake Louise. Eine kleine Straße zum Trailparkplatz zweigt direkt vom Highway 93 ab. Beschilderung zum Trail sowie eine Infotafel zur Wanderung und der aktuellen Bärenaktivität ist vorhanden. Der Backcountry-Zeltplatz liegt idyllisch direkt am Glacier Lake. Der Platz ist sehr einfach, hat aber alles was man für 1-2 Nächte in der Wildnis braucht (Plumpsklo, Picknicktisch, Bärenbox). Von hier aus kann man prima die Wanderwege rund um den Glacier Lake erkunden. Vergesst auf dieser Wanderung bloß nicht euren Moskitoschutz! Insbesondere entlang des Wasserlaufs wimmelt es von Moskitos. Da hilft nix: Einsprühen (wir empfehlen wärmstens Deep Woods von Off) und zügig weiterwandern. Bloß nicht stehen bleiben – sonst fressen sie euch.

Ein traumhafter Tag im Yoho Nationalpark

Dieser kleine Nationalpark ist ein absolutes Muss und viel zu schade, ihn auf dem Weg nach Banff, Jasper oder Golden einfach links liegen zu lassen. Wir zeigen euch drei Aktivitäten, die ihr entweder jede für sich oder alle an einem Tag erleben könnt: Wandern rund um den Emerald Lake, Wölfe im Wildlifecenter beobachten und über Bisons auf der Buffalo Ranch staunen.

Emerald Lake

Westkanada hat viele wunderschöne Seen zu bieten. Dieser hier ist aber unser persönliches Highlight. Das Wasser ist unfassbar klar und schimmert in den unterschiedlichsten Türkistönen – ein wunderbares Rocky Mountain Bergpanorama im Hintergrund ist selbstverständlich inklusive. Wer früh am Morgen oder später am Nachmittag da ist, kann den See auf einem ca. 5 Kilometer langen Loop ungestört umrunden. Besonders schön ist dabei die zweite Hälfte der Runde, denn hier geht der Weg auf einen Trampelpfad und gelegentlich sogar auf Stege über. Auch der Wald verändert sich hier und präsentiert sich regenwaldartig – eine schöne Abwechslung. Wer noch etwas ins Schwitzen kommen will, macht auf dem Weg den Abstecher zum Emerald Basin Viewpoint. Der ca. 4,5 Kilometer lange Weg (hin und zurück) führt stetig bergauf durch schönen kanadischen Nadelwald und schließlich weiter durch mannshohe Beerenfelder. Beerenfelder – hier steigt unser Adrenalinspiegel. Das wäre hier durchaus ein guter Spot für beerenhungrige Bären und wir sind mitten im Bärengebiet unterwegs. Da wir keinen Bären überraschen wollen, schlagen wir uns singend und klatschend voran. Irgendwann lichtet sich dann das Gestrüpp und es wird felsig. Wir sind am Ende des Trails angekommen und stehen inmitten einer Art Steinwüste an einer Gletscherzunge nebst kleinem Gletscherflüsschen. Und hier haben wir dann auch noch unser tägliches Wildlifesighting: Jede Menge Murmeltiere! Sie klettern munter zwischen den Felsen herum oder räkeln sich in der Sonne. Zurück zum Emerald Lake Loop geht’s dann auf dem gleichen Weg.

 

Wolf Wildlife Center

In der Nähe von Golden befindet sich das Northern Lights Wolf Wildlife Center. Hier kann man nicht nur Wölfe beobachten, man kann auch richtig viel über ihr Verhalten, ihren Lebensraum und den Kampf gegen das Trophy Hunting lernen. Die ca. 20-minütige Führung ist sehr interessant und kurzweilig. Wer den großen Geldbeutel dabei hat, kann mit den Wölfen sogar „Gassi gehen“! Kein Scherz: Abends werden die Wölfe in Vans gepackt und es geht ab in die Wildnis. Dort dürfen die Wölfe sich dann als Rudel austoben (natürlich ohne Leine). Der Hunger treibt die Wölfe übrigens immer zurück zum Van. 😊

Rocky Mountain Buffalo Ranch

Die Ranch befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Wolfcenter und wir haben sie ganz zufällig entdeckt! Für uns ist die Ranch ein absolutes Muss! Das liegt vor allem an ihrem Besitzer Leo Downey, ein ehemaliger Rockmusiker aus den USA, der sich in den Rockies seinen Lebenstraum erfüllt. Er hat diese Ranch mit so viel Liebe aufgebaut und vermittelt Einblicke in das Leben der First Nations, ihre Werkzeuge und Jagdmethoden. Das Highlight sind aber seine Bisons. Derzeit hat er auf seiner Ranch rund 20 Tiere, die wir von einer Beobachtungsplattform aus bestaunen. Den Bullen, Chester Jr., erkennen wir sofort: Er ist unfassbar groß, wiegt eine Tonne und als Leo uns erklärt, dass er noch nicht ausgewachsen sei, machen wir große Augen. Diese Tiere sind absolut faszinierend und lösen etwas in uns aus… Wir wollen sie „richtig sehen“, nicht auf einer Ranch sondern in freier Wildbahn – das muss ein tolles Tiererlebnis sein!

Übrigens: Bei Leo könnt ihr in selbstgebauten Cabins, die auf dem gesamten Farmgelände verstreut sind, übernachten. Ein wildromantisches, kanadisches Ranchabenteuer!
Mehr dazu findet ihr hier.

 

Elefantenwahnsinn im Chobe NP

So viele Elefanten!

Wenn ihr Elefantenfans seid (und das seid ihr bestimmt, wenn ihr die Tiere einmal in freier Wildbahn erlebt habt), ist der Chobe Nationalpark euer place-to-be!
Der über 10,5 km² große Nationalpark, der im Norden durch seinen Namensgeber, den Chobe-Fluss begrenzt ist, ist der älteste Nationalpark Botswanas. Er ist vor allem für seine riesigen Elefanten- und Büffelherden bekannt.

Besonders schön ist es entlang des Flusses – oder natürlich auf dem Fluss bei einem Safaricruise. Vom Wasser aus hat man noch einmal eine andere Perspektive auf Natur und Tiere und kann beobachten, was sich alles auf den Inseln tummelt. Hat man großes Glück, kann man Elefanten beim Schwimmen von Insel zu Insel beobachten. Wir hatten halb Glück – die Elefanten querten den Fluss, aber die Stelle dort war zu seicht, so dass sie eher durchs Wasser wateten als zu schwimmen. 😊

Auf einer der Inseln weht übrigens eine Botswanische Flagge. Das hat einen besonderen Grund: Auf der anderen Seite des Chobe liegt Namibia. Namibia und Botswana haben sich lange darüber gestritten, wo genau die Grenze verläuft und wem diese Insel als Land zusteht. Den Streit musste der Internationale Gerichtshof in Den Haag klären, das Land wurde Botswana zugesprochen. Und Botswana feiert diesen Triumph mit der Beflaggung der Insel noch heute.
Den Tieren ist die Beflaggung egal – auch wenn die namibische Seite der Riverfront im Gegensatz zur botswanischen nicht unter dem Schutz eines Nationalparks steht.

Den Chobe Nationalpark kann man übrigens auch als Selbstfahrer erkunden. Das sollte man allerdings nur tun, wenn man einen Allrad fahren kann und Erfahrung mit Sandpisten hat. Es ist nämlich gar nicht witzig, sich im tiefen Sand festzufahren und das Auto auszugraben, wenn um einen herum die Elefanten tollen. Uns ist da eine Safari mit erfahrenem Guide, der noch dazu viel zu erzählen weiß, lieber gewesen.

Wir haben viel gesehen im Chobe Nationalpark: Unzählige Antilopen- und Bockarten, Impalas, Kudus, Büffel, Krokodile, Giraffen, Löwen, Hippos, Wasserwarane, Riesentrappen, Ohrengeier, Eisvögel und allerlei anderes Federvieh – und natürlich jede Menge Elefanten.